2. Tag: Strecke: Bivacco Orsiera (1935m) - Colle Orsiera (2595m) - Monte Orsiera (Süd 2878m und Nord 2886m) - Puy (1763m) - Pequerel - Usseuax (1416m)
In der Nacht kurz nach 4 Uhr rumpelt es laut in der Küche. Zwei italienische Bergsteiger wollen auf den Orsiera-Gipfel und machen bei uns Rast.
Beim Aufwachen war die erste Frage: "Wie geht es deiner Hüfte?" Leider schmerzt sie immer noch. Wie gut, dass Max ein Physiotherapeut ist. Er meint, dass es entweder eine Schleimbeutelentzündung sein kann oder eine Sehnenentzündung. Beides ist nicht ganz tragisch, aber definitiv nichts, womit Roman heute 800 Höhenmeter rauf und 1300 Höhenmeter runter gehen sollte. Roman meint, dass er genug Lebensmittel hat und einige Tage beim Bivacco bleiben und wenn sich alles beruhigt hätte, absteigen könnte. Als Tipp bekommt er noch: moderate Belastung, aber keine Überanstrengung.
Max, Elsa und Roman bei der Morgenbesprechung |
Ich habe ein bisschen ein Dejavu, beschließe aber alleine weiterzumachen. Das Gefühl ist auf alle Fälle seltsam. Betty ist schon weg und ich beschließe auch bald aufzubrechen, da ich gerne die Orsiera-Gipfel besteigen möchte. Ich überlasse Roman den Kocher und vergesse in der Eile meinen Hut. Zuerst gehe ich dem Schäfer nach, aber er zeigt mir den richtigen Weg. Als die Sonne herauskommt, merke ich, dass ich keinen Hut habe. Also stelle ich meinen Rucksack ab und renne noch einmal zur Hütte, 100 Zusatzhöhenmeter sozusagen als Warmup.
In den Wolken der Roccia Melone hat ein bisschen Schnee abbekommen. |
Am Colle Orsiera treffe ich die zwei Jungs, die schon auf dem Rückweg vom Monte Orsiera sind (sie waren auf dem Nordgipfel). Ich nehme nur eine Wasserflasche und einen Riegel mit und mache mich auf den Weg.
Tief unter mir liegt Susa im Dora Riparia Tal.
Der Anstieg ist zuerst gemütlich, aber bald beginnt ein Aufstieg auf feinem Schotter. Das heißt, zwei Schritte vor, einer zurück. Aber auf der anderen Seite ist schon die "Alpenfestung" Fenestrelle zu sehen.
Vom Colletto dell' Orsiera ist der Lago del Ciardonnet zu sehen. Ich wende mich zuerst nach Süden und finde einen versicherten Steig vor. Kurzes Gipfelfoto und dann geht es weiter zur Nordspitze.
Der Südgipfel mit Susa |
Steine markieren den Weg zum Nordgipfel |
Die Kletterei und die Vorsicht, die es bei dem feinen Schotter braucht, bedingen, dass ich zwei Stunden für meine zwei Gipfel brauche. Wieder auf dem Pass, treffe ich zwei weitere GTA-Wanderer (aus München), die Max und Elsa auch schon kennen. Sie haben in einem Alternativ-Rifugio übernachtet.
Blick zurück zu den zwei Gipfeln |
Jetzt ist es fast 13 Uhr und ich habe noch den ganzen Abstieg vor mir. Also los!
Weil der Weg sehr steil ist, purzeln die Höhenmeter und ich bin bald in einem herrlichen Lärchenwald.
Ich lasse Puy hinter mir und mache den Schlussanstieg nach Pequerel. Dabei kann ich noch einen letzten Blick auf die Orsiera-Gipfel erhaschen.
Die dunklen Gipfel sind die Orsiera-Zwillinge |
Oberer Teil von Fenestrelle |
Pequerel |
In Usseaux gibt es das alte Posto Tappa nicht mehr. Das neue ist neben der Kirche und heißt La Placette. Ich gehe bei einigen Murales vorbei (den hier typischen Wandgemälden) und gelange dorthin.
Hier warten schon Betty, Max, Elsa und die zwei Münchner. Ich frage die Chefin, ob ich einen Schlafplatz haben kann und es wird spannend.
Sowohl Betty als auch ich haben die Auskunft bekommen, dass es ein Vierbettzimmer gibt, wo vier Männer nächtigen. Dort gibt es auch ein Sofa, dass wir, wenn die Männer einverstanden sind, benützen könnten. Die Männer kommen aber nicht daher, also wäre die zweite Variante, dass wir auf dem Parkplatz (asphaltiert) unser Zelt aufschlagen könnten. Endlich kommt die passende Variante, dass wir im Spa-Bereich unsere Matten aufschlagen könnten. Der einzige Nachteil ist, dass es dort überheizt ist. Nachdem wir letzte Nacht eher gefroren haben, nehmen wir vier (Foto oben) das Angebot an und legen uns in den Spa-Bereich.
auf dem Whirlpool dürfen wir nicht liegen, aber es gibt eine warme Dusche |
Ich gönne mir noch ein warmes Essen in der Trattoria und gehe bald ins Bett.
TAGESFAZIT: ca. 14,4km in 8h40' bei 1196m im Aufstieg und 1700m im Abstieg
Cooles Notlager !
AntwortenLöschenErinnert mich an 2008, wo "Familie", die mit uns unterwegs war, "in der Sauna" eines Hotels in Italien übernachtete...
Uns hat es auch sehr gefallen.
AntwortenLöschenHabe das heute Morgen auf der Ranch gleich als Anregung an die Chefin weitergegeben:
LöschenWenn sie mal wieder Notlager anbieten möchte und z.B. Allergiker dabei ist: Sauna statt Heu :-)