Sonntag, 23. Juli 2017

22. Juli 2017

2. Teil 8. Tag
Strecke: Biwak Schwarze (2616m) - Plombodensee (2488m) - Rontscherberg (2711m) - Kofelrastseen (2405m) - Hoher Dieb (2730m) - Tarscheralm (1925m) - Hasenohr (3257m) - Hintere Flatschbergalm (2110m)
Morgens um 5.00 Uhr ist die Welt noch in Ordnung

Über meine Grenzen:
Ich wache im Morgengrauen auf, kann mich aber noch nicht überwinden aufzustehen. In der Nacht war noch einmal ein ordentliches Gewitter, aber in meinem Biwak habe ich mich sicher gefühlt.
Ich mache erst einmal ein Wasser für den Tee heiß. Langsam komme ich in die Gänge, trinke Tee und esse zum Frühstück Speck und  "Schüttelbrot", einer tollen südtiroler Erfindung.
Um Viertel nach Sechs breche ich schließlich auf. Die ersten 130 Höhenmeter gehen bergab und schon bin ich beim Plombodensee. Diesen hätte ich mir als Campiermöglichkeit ausgesucht, wenn das Biwak nicht brauchbar gewesen wäre.
Der Plombodensee und im Hintergrund der Moarkuk oder Schwarze.
Neue private Hütte, die aber von Wanderern als Notunterkunft genutzt werden darf, in der Nähe des Sees.

Hier verliere ich kurz den Weg und bin schon fast auf dem Peilstein, bevor es mir auffällt. Insgesamt eine gute halbe Stunde Umweg. Beim Rückweg finde ich die richtigen Markierungen Richtung Rontscher Berg schnell.

Warum man vom Plombodensee nicht direkt auf den Rontscherberg steigt, bleibt mir ein Rätsel.

Vom Rontscher Berg über Muttergrub ist eine schöne Höhenwanderung und wird mit den schönen Kofelrastseen als Ziel belohnt.
Mein Tagesziel ist noch lange nicht erreicht. Ich möchte ja noch einige Gipfel machen. Ich beginne mit dem Hohen Dieb. Das Wetter weiß nicht recht, wie es werden soll und ich fürchte wieder Wärmegewitter am späteren Nachmittag. Auf dem Gipfel treffe ich zwei Südtiroler, die mich an den Seen überholt haben.


Auf dem Hohen Dieb (endlich wieder ein hoher!)
Jetzt stellt sich bei mir ein großer Hunger ein und es ist noch nicht Mittag. Ich möchte meine Kochgelegenheit nicht aufbauen, weil das viel Zeit braucht. Andererseits möchte ich aber auf das Hasenöhrl und weiß nicht, ob und wann ein Gewitter kommt. Also beschließe ich erst einmal auf die Tarscher Alm abzusteigen. Das sind fast 800 Höhenmeter, aber was tut man nicht alles für ein gutes Mittagessen.
Auch hier sind die Schafe farbig markiert.

Unter mir die Tarscheralm, die von Tarsch leicht mit dem Sessellift zu erreichen ist.
Auch mit Mountainbike oder Geländewagen kann man bis zur Alm fahren. Dementsprechend ist so einiges los. Ich bekomme aber ein gutes Mittagessen und frage den Wirt, ob ein Wetter kommen wird. Er meint, dass heute sicher nichts mehr kommt und das lässt mich zu der Entscheidung kommen, das Hasenöhrl doch noch zu versuchen. Ich starte kurz nach 13.00 Uhr und mache gleich einmal die Höhenmeter, die ich zuerst abgestiegen bin, wieder aufwärts.
Weiter oben gibt es dann wieder seltsame Wege, die relativ waagrecht angelegt sind. Zuerst denke ich an Militärwege, aber dann sehe ich das Aquädukt auf fast 2400m Höhe!
Unglaublich wie hoch die Waalwege gehen, hier fast auf 2400m!
Der Weg auf das Hasenöhrl zieht sich und ich treffe immer wieder Wanderer, die von oben nach unten gehen. Sie sind sehr verwundert, dass ich es noch so spät versuche. Gestern hatte ich ja über 2000hm in etwas mehr als vier Stunden geschafft, aber dieser Berg hat es in sich. Die Höhenmeter sind nicht so gut verteilt und zwischendurch sind immer lange langsam steigende Streckenanteile.
Bei der blauen Schneid hab ich endlich die 3000 Metermarke erreicht.
 Diese heißt so, weil links und rechts vom Grat zwei Gletscher sind, die aber heute fast nicht mehr vorhanden sind. Von hier beginnt eine konzentrierte Gratkletterei, die teilweise auch versichert ist.

Die Überreste vom Hasenohrferner.
 Auf dieser Höhe ist es sehr kalt und ich muss wieder Haube und Handschuhe auspacken. Auch der Wind pfeift. Sehr froh bin ich, als ich endlich das Gipfelkreuz sehe.
Jetzt ist es nicht mehr weit.

Geschafft: mein erster 3000er auf dieser Tour


Es ist schon nach 17.00 Uhr und ich habe noch über 1000hm vor mir, die ich absteigen muss. Ich entscheide mich für meinen ursprünglichen Plan ins Ultental abzusteigen. Dort wollte ich in meinem planerischen Leichtsinn noch bis zur Höchsterhütte kommen. Die erste Alm, die ich treffe, ist die Hintere Flatschbergalm (2110m). Diese ist bewirtschaftet, hat aber keine Übernachtungsplätze. Nach einem Getränk vertraue ich mich der Hüttenchefin an und ich bekomme eine kräftige Brotsuppe und auch einen Platz im Hirtenlager. Dieses ist über dem Stall schön ausgebaut und sogar mit Dusche und Waschbecken ausgestattet.

In den nächsten Tagen: Änderungen im Wanderprogramm, neues Motto: nicht immer am oder über das Limit!

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